Redebeiträge und Zusammenfassung der Kundgebung „Schluss mit tödlicher Polizeigewalt“

Redebeitrag Migrantifa

Blut, Blut, Blut an euren Händen! (ein paar Mal)

Egal wie oft ihr eure Hände wascht, das Blut wird immer kleben bleiben. Wir sehen das Blut der vier Ermordeten, wir sehen das Blut aller vorherigen Todesopfer von Polizeigewalt. Unsere Gedanken und Herzen sind bei den Angehörigen der Ermordeten. Die Morde in Frankfurt, Köln, Recklinghausen und Dortmund sind ein weiterer Schlag in das Gesicht aller Betroffenen von Polizeigewalt. Ein Schlag in das Gesicht aller, die rassitischen Polizeikontrollen ausgesetzt sind und täglich Schikane durch die Polizei erleben. Ein Schlag in das Gesicht derjenigen, für die Polizei nicht Sicherheit sondern eine tödliche Bedrohung darstellt. Langsam sind unsere Wangen taub von den vielen Schlägen, die Gewalt ist zur Normalität geworden.

Ich bin nicht mehr überrascht, wenn ich den Nachrichten sehe, dass ein weiterer Mensch von der Polizei ermordet wurde. Die konstante Gewalt durch den Staat und sein ausführendes Organ die Polizei soll uns abstumpfen und mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück lassen. Die Gewalt soll uns als richtig und gerecht verkauft werden. Doch wir dürfen nicht aufhören, widerständig zu sein. Wir müssen den Schmerz der Schläge fühlen, um uns daran zu erinnern, dass diese Gewalt nicht normal ist und dass wir die Welt, wie sie jetzt ist, nicht akzeptieren müssen und dürfen. Der Tag, an dem wir nichts mehr spüren, wenn sie uns schlagen, ist der Tag, an dem wir gegen jene die uns unterdrücken und töten, verloren haben. Wir müssen unsere Wut über unsere ermordeten Geschwister auf die Straße tragen, die Täter endlich zur Rechenschaft ziehen und für eine Gesellschaft kämpfen, in der kein Mensch von der Polizei ermordet werden kann.

Ihr seid keine Sicherheit. Das ist für uns knallharte Lebensrealität. Racial profiling, Zwangsräumungen, Morde: All diese Dinge sind keine Sicherheit, sondern Terror gegen die, die für das System weniger wert sind. Statt die Ursachen für unsere sozialen Probleme zu lösen, werden der Polizei mehr Waffen gegeben, um das ungerechte System mit aller Macht aufrecht zu erhalten. Man hilft einer psychisch labilen Person nicht mit Reizgas, Elektroschocks und Maschinenpistole, sondern mit psychologischer Unterstützung. Die Aufgabe der Polizei ist es, den Staat und das Kapital zu schützen, und das rassistische, kapitalistische, ableistische, patriarchale System aufrecht zu erhalten. Die Aufgabe der Polizei ist es nicht, Menschen zu schützen.

Deswegen ist es scheißegal, wie viele Schwarze Menschen oder Frauen zur Polizei kommen, das Fundament bleibt das Gleiche. Eure so-called Diversity ist wertlos. Der Staat und die Polizei haben sich noch nie für Gerechtigkeit interessiert. Wer ermittelt, wenn Bullen morden? Andere Bullen. Jetzt gerade nach den Morden an dem 16-jährigen in Dortmund und dem 39-jährigen im Kreis Recklinghausen, ermitteln Polizisten aus Recklinghausen die Dortmunder Polizei und andersrum ermittelt die Dortmunder Polizei in Recklinghausen. Eine Hand wäscht die andere, doch das Blut bleibt kleben. Wir sind nicht blind. Wir durchschauen die dreckigen Tricks der Bullen und wissen, dass diese Morde weder gerecht waren, noch jemals wirklich aufgeklärt, oder die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Dieses wissentliche und willentliche behördliche Versagen wurde uns an den Morden in Hanau einmal mehr schmerzhaft vor Augen geführt.

Weil der Staat unfähig ist, unsere Probleme zu lösen, müssen wir uns in unseren Communities selbst organisieren und alternative Strukturen aufbauen, um den Menschen tatsächlich in ihren konkreten Problemen zu helfen. Organisiert Workshops für eure Communities, wie man sich am besten während Polizeikontrollen verhält. Sicherheit heißt nicht Polizei, sondern Communities- Organizing. Weil auf die Cops und die Justiz kein Verlass ist, müssen wir selbst die Polizei zur Rechenschaft ziehen. Filmt die Polizei, wenn ihr eine Polizeikontrolle seht, unterstützt Organisationen wie Forensic-Architechture, die selbst Untersuchungen von rassistischen Polizeimorden durchführt. Wir hören nicht auf für eine Gesellschaft zu kämpfen in der Communities ohne Polizei ihre Probleme lösen. Wir kämpfen für ein System, in dem der Mensch über dem Kapital steht und in dem Menschen nicht wegen Armut, Hautfarbe oder ihrem Geschlecht kriminalisiert werden. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der kollektive Lösungen für Probleme existieren. Wir kämpfen für echte Gerechtigkeit, die Solidarität mit allen Betroffenen dieses mörderischen Systems bedeutet.

Sicherheit heißt nicht Polizei, sondern grundlegend umzudenken – nennt es Revolution.

Abolish the Police – Yallah Migrantifa Yallah Klassenkampf


Übersicht (Start bei dem Radioprogramm / Text auf Seite…):

Death in Custody (13:50)
Migrantifa (22:49 / S. 2)
Kritische Jurist:innen (28:40 / S. 3)
KOP und Reach Out (35:03)
Ihr seid keine Sicherheit (41:34 / S. 4)
Justice for Mohamed Idrissi (45:49 / Seite 5)
Rote Hilfe Berlin (S. 6)