Bericht und Redebeiträge von der Peltier-Kundgebung

Am Sonntag, den 12. September 2021, versammelten sich solidarische Menschen vor der US-Botschaft in Berlin. Mit der Kundgebung wollten wir an den indigenen kämpfenden Gefangenen Leonard Peltier erinnern, der heute seinen 77. Geburtstag hat. In Redebeiträgen wurde auf seine 45 Jahre Haft, die fabrizierte Anklage und Verurteilung und die tatsächlichen Gründe der Inhaftierung hingewiesen.

Anfangs waren wir kaum sichtbar, aufgrund einer großen Kundgebung auf der Mittelinsel vor der US Botschaft. Doch durch Infostand, eine laute Anlage und vier Banner wurden wir dann auch wahrgenommen. Menschen blieben stehen und hörten den Redebeiträgen zu und fragten nach weiteren Informationen. Ein Redebeitrag folgt unter diesem Text.

Wir haben auch vom EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli berichtet, der den us-amerikanischen Präsidenten Joe Biden aufforderte, Leonard Peltier freizulassen. Außerdem erzählten wir von der Postkartenaktion ins ‚Weiße Haus‘, von einer Unterschriftenaktion und riefen dazu auf auch an Leonard Peltier selbst zu schreiben. Dazu wurden Flyer und Postkarten verteilt.

Da Leonard Peltier nicht der einzige Gefangene ist, berichteten wir auch von weiteren Aktionen, die schon im August und auch heute stattfanden: Free Them All!

Dies beinhaltete die Kritik an der Masseninhaftierung in den USA, Ausbeutung im gefängnis-industriellen Komplex und die kurze Vorstellung einiger Langzeitgefangener, verbunden mit der Forderung ihrer sofortigen Freilassung.

Zum Abschluss wurde ein Abschnitt aus dem Buch ‚Ein Leben für die Freiheit‘ (M.Koch/M.Schiffmann, Traumfänger-Verlag, 2. Auflage 2017) vorgelesen, in dem Leonard Peltier sich an alle Unterstützer*innen mit der Bitte wendet, den Kampf – auch nach seinem Tod – bitte niemals aufzugeben.

Und zum Ende des Berichts – die Bitte an Euch: Schreibt Leonard Peltier und den anderen Gefangenen.


Schreibt Leonard Peltier

Wir bitten Euch alle Leonard in den kommenden Tagen Briefe in den Knast zu schreiben. Auch wenige Zeilen zeigen dem schwerkranken Peltier, dass Menschen aus aller Welt an ihn denken und weiterhin seine Freiheit fordern.

Und es zeigt den Justizbehörden, dass es ihnen nicht gelungen ist, Peltier weltweit vergessen zu machen.

Bei euren Briefen gilt es einiges zu beachten:

Ausreichend frankieren (zur Zeit 1,10 €) und Absender nicht vergessen. Achtet auf die aktuellen Postregeln für USP-Coleman 1: Bitte nutzt nur weißes Papier (ohne Karos und Linien) und weiße Umschläge. Adresse und Absender müssen handschriftlich angegeben werden, keine Aufkleber. Text mit Kuli oder Füller schreiben, keine bunten Stifte. Und bei Briefen an Peltier bitte keine Fotos, handgemalten Bilder, Post-, Weihnachts-, Gruß-, Geburtstags- oder sonstige Motivkarten. Kein parfümiertes Papier.

Adresse:

LEONARD PELTIER
#89637-132
USP COLEMAN I
U.S. PENITENTIARY
P.O. BOX 1033
COLEMAN, FL 33521
USA


Redebeitrag zu Leonard Peltier

Wir stehen heute, am 12. September, vor der Berliner US-Botschaft um Gerechtigkeit und Freiheit für Leonard Peltier zu fordern und senden viele solidarische Grüße ihn, sowie an alle Menschen, die heute weltweit, Aktionen in Solidarität zu ihm, veranstalten.

Heute wird der indigene Aktivist Leonard Peltier 77 Jahre alt – mehr als die Hälfte seines Lebens hat er in Knästen der US Regierung verbracht. Um genauer zu sein lebt er schon 45. Jahre in Haft. Oder eigentlich sollte ich sagen er überlebt seit 45 Jahren.

In einem manipulierten Verfahren wurde er ohne Beweise abgeurteilt. An den angeblichen Mord zweier FBI Beamten glauben nicht einmal seine ehemaligen Ankläger oder ein ehemaliger US Justizminister. Peltier sitzt in Haft, weil er bis heute zu einer kämpfenden Community gehört, die versucht, mit und nicht gegen die Natur zu leben.

Er ist dort Bedrohungen, Angriffen und den Bedingungen der Isolationshaft ausgesetzt. Doch seine Stimme kann auch dadurch nicht zum Schweigen gebracht werden. Leonard Peltier kämpft, wie vor seiner Verhaftung als Mitglied des American Indian Movement, auch heute für die Achtung, Würde, Souveränität und Freiheit der Indigenen und damit aller Menschen.

In der rassistischen Gesellschaftsordnung der USA wird bis jetzt keine Verantwortung für den Ethnozid an der indigenen Bevölkerung übernommen. Projekte wie die Black Snake Ölpipeline machen deutlich, dass Menschenleben und Ökologie keine Bedeutung haben, wenn es um Rendite für Konzerne geht. 2016 haben Tausende in Standing Rock ein deutliches Zeichen gegen die staatliche Gewalt und die kapitalistische Zerstörungswut gesetzt (#NODAPL), und die Freilassung des lebensgefährlich erkrankten Aktivisten Leonard Peltier gefordert, der seit 1976 in Haft ist.

Er weiß, dass er nur noch wenig Zeit hat. Er will sie nicht bis zum letzten Augenblick im „Eisenhaus der Weißen“ verbringen.

Daher müssen wir uns immer wieder, in großer Zahl zusammen schließen um diesen Kampf, gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung auch hier zu unterstützen.

Freiheit für Leonard Peltier – FREE THEM ALL!


Redebeitrag zu anderen Langzeitgefangenen in den USA

Das Thema der Kundgebung heißt ‚Freiheit für Leonard Peltier – Free them all!‘

Wir wollen daher auch an dieser Stelle exemplarisch einige weitere Gefangene benennen. Mumia Abu-Jamal, den afro-amerikanischen Journalisten, der auch schon seit langem inhaftiert ist – seit beinahe 40 Jahren. Er ist im SCI Mahanoy Gefängnis derzeit
erneut im Corona Lockdown. D.h., dass er seine Zelle in den nächsten zwei Wochen kaum verlassen kann. Die Haftbedingungen sind ähnlich wie in Isolationshaft. Alle Gefangenen leiden stark unter Bewegungsmangel. So durfte auch Mumia seit einem Jahr keinen längeren Spaziergang mehr im Gefängnishof machen. Seine gerichtlichen Anhörungen werden immer wieder mit fadenscheinigen Mitteln verzögert.

Anfang Juli 2021 gab es in den USA, Frankreich, Holland und Haiti erneut Proteste für die Freilassung von Mumia. Das Anarchist Black Cross Philadelphia bereitet für heute, den 12. September, einen Massenlauf unter dem Titel „Running Down The Walls“ vor, der dieses Jahr Mumias Freilassung als zentrale Forderung hat. Die ehemaligen politischen Gefangenen Albert Woodfox und Robert King (von den Angola 3) haben ihre Teilnahme zugesagt. Wir grüßen aus Berlin und wünschen Ihnen viel Glück für die heutige Aktion.

In den letzten Wochen wurde während des ‚Black August‘ in den USA in Solidarität mit Gefangenen, besonders der Widerstand der Gefangenen gegen die brutale Unterdrückung innerhalb es US-Strafvollzugs beleuchtet. Dieses Jahr haben Gefangene, Angehörige und Gefängnisabolitionist*innen den Schwerpunkt (erneut) auf Masseninhaftierung und die Ausbeutung im Gefängnisindustriellen Komplex gelegt.

Es ging dabei aber auch kämpfende Langzeitgefangene, deren Beispiel inspirierend für viele andere Gefangene ist und deren sofortige Freiheit gefordert wird: Dr. Mutulu Shakur- inhaftiert seit 1986, Rev. Joy Powell inhaftiert seit 2007. Ihre erste Ahörung soll erst 2045 stattfinden dürfen, Mumia Abu-Jamal- inhaftiert seit 1981, Sundiata Acoli – inhaftiert seit 1973, Russell “Maroon” Shoatz- inhaftiert seit 1972 – Er leidet bereits im 4. Stadium an Krebs, Veronza Bowers inhaftiert seit 1973, Ruchell “Cinque” Magee – fast durchgängig inhaftiert seit 1963 und viele andere Gefangene mehr.

Sie alle müssen freigelassen werden!

Free them all!