Brief von Balu

Lieber Alex, liebe Menschen da draußen,

Zuerst einmal vielen Dank für Eure gute Arbeit da draußen. Als ich vor ein paar Tagen so viele Briefe auf einmal bekommen habe war ich wirklich erleichtert. Es ist wunderbar mitzubekommen, dass in Berlin und auch sonstwo, so viele an uns hier drinnen denken.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir der ganze Knast nichts ausmacht. So viele Stunden allein in der Zelle und auch das Wissen, dass alles was Mensch schreibt gelesen werden kann, gehen nicht spurlos vorbei. Trotzdem bieten „viele” Gespräche immer wieder Grund zur Hoffnung. Auch die Solidarität, die die meisten hier leben ist beeindruckend und ermutigend. Gleichzeitig ist auch hier im Knast klar, dass sich mit Geld vieles einfacher gestalten lässt. Spätestens beim Wocheneinkauf zu Wucherpreisen. Und machen wir uns nichts vor: Obst, Müsli, Saft oder auch Süßigkeiten machen Menschen den Knastfraß schon erträglicher!

Zum Knastfraß: Ein vegetarisches Abendessen besteht hier mal schnell aus 5 Brötchen und ~ 7 Löffeln Quark…erheiternd ist das nicht wirklich :p.

Sonst vertreibe ich mir eigentlich den ganzen Tag damit zu lesen, auch wenn bspw. Politische Literatur, so gut wie nicht zu bekommen ist. Ob das so gewollt ist? 😀

Naja, wie heißts so: Überall richtet mensch es sich ein… Ich zumindest gebe mein Bestes und wehre mich dagegen einen Fernseher zu bestellen, der mich schlussendlich doch verrückt machen würde.

Über die Zeitung erfahren wir hier schon einiges über die Ereignisse und um die Rigaer und kommen nicht um den ein oder anderen Lacher drum herum. Es scheint so, als ob die Arbeit von so vielen verschiedenen Menschen endlich Früchte trägt.

Wir denken hier an die vielen uns bekannten, aber auch unbekannten Menschen und freuen uns ganz bald schon wieder (hoffentlich) ohne verschlossene Türen und vergitterte Fenster leben zu dürfen. Mal schauen, was es zum Mittag gibt…

Passt auf Euch auf und Danke für die vielen aufmunternden Worte!

Freundschaftlich und Solidarisch

Balu